Freitag, 9. Januar 2015

Details zum Lawinenunfall unterhalb des Pfaffenbichls, bei dem ein Lawinenkomissionsmitglied ums Leben gekommen ist

Am 08.01. waren wir gemeinsam mit der Alpinpolizei und Harald Riedl, dem Ausbildungsleiter der Tiroler Lawinenkommissionen, vor Ort, um uns ein Bild über den Lawinenabgang vom 07.01.2015 unterhalb des Pfaffenbichls in den Tuxer Alpen zu verschaffen.

 

Die Schneebrettlawine löste sich unterhalb des Gipfels des Pfaffenbichls in einem nach Norden ausgerichteten, bis zu 40 Grad steilen Hang.

 

Der Kreis zeigt den Unglücksort, Die Farben symbolisieren die Steilheit. Details dazu sh. © tiris

 

Lawinenabgang unterhalb des Pfaffenbichls in den Tuxer Alpen am 07.01.2015. Das „x“ symbolisiert den ungefähren Standort, wo die Schneedeckenuntersuchung durchgeführt wurde. Die Linie zeigt die von zahlreichen Variantenfahrern zuvor gewählte Querung des Hanges. Der Pfeil weist auf die Verschüttungsstellen der beiden Lawinenkommissionsmitglieder hin.

 

Zwei Personen der örtlichen Lawinenkommission und Mitarbeiter der Bergbahnen Hochfügen begaben sich am 07.01. in den Hang unterhalb des Pfaffenbichls, um dort die Schneedecke auf deren Stabilität hin zu überprüfen.

 

Dazu fuhren sie von der Bergstation des „4-er Hochfügen 2000“-Liftes unmittelbar unterhalb einer bestehenden Lawinenverbauung in einer bereits von zahllosen Variantenfahrern gewählten Spur in den Hang ein. Am Ende der Verbauung verließen sie diese Spur und stiegen bergwärts, weil dort die Schneedecke ungestört und somit repräsentativ war. Dort gruben sie ein Schneeprofil und waren gerade dabei, einen so genannten Rutschblocktest zu machen. In diesem Augenblick löste sich das Schneebrett, von dem beide Lawinenkommissionsmitglieder mitgerissen wurden. Eine der Personen wurde total, einer teilverschüttet. Ein zufällig anwesender, mit Notfallausrüstung ausgestatteter Wintersportler eilte sofort zur Unfallstelle und begann nach Kontaktaufnahme mit dem Teilverschütteten, nach seinem Kollegen zu suchen. Rasch konnte dieser lokalisiert und mit weiteren Helfern, die teilweise eingeflogen wurden, aus einer Tiefe von 1,5m ausgegraben werden. Trotz sofort eingeleiteter Reanimationsmaßnahmen verstarb die Person noch am Unfallort.

 

Die zwei Alpinpolizisten stehen an jenem Ort, wo in etwa die Stabilitätsuntersuchungen durchgeführt wurden.

 

Blick von oben in Richtung Verschüttungsstellen. X symbolisiert den ungefähren Bereich der Schneedeckenuntersuchung. Roter Kreis: Verschüttungsstelle des getöteten Kommissionsmitgliedes. Blaues Quadrat: Teilverschütteter

 

Die Lawine war ca. 70m breit und 125m lang. Die Anrissmächtigkeit betrug zwischen etwa 0,5m und 2m.

 

Als Gleitfläche spielte eine lockere, aufbauend umgewandelte Schicht unterhalb einer Regenkruste, die sich kurz vor Weihnachten gebildet hatte, die entscheidende Rolle. Unsere Stabilitätstests wiesen unverändert auf eine erhöhte Störanfälligkeit der Schneedecke hin.

 

Unterhalb einer Regenkruste befand sich die relevante Gleitfläche, die aus lockeren, kantigen Kristallen aufgebaut war.