Die Anzahl der Lawinenereignisse während der vergangenen Tage, Rissbildungen und Setzungsgeräusche beim Betreten der Schneedecke im ganzen Land, sehr gute Sprengerfolge aber auch unsere umfassenden Stabilitätsuntersuchungen sprechen leider eine klare Sprache. Die Situation muss zurzeit oberhalb etwa 2100m als HEIKEL beurteilt werden, dies in ALLEN Hangrichtungen! Aufgrund ständig neuer Informationen müssen wir die Höhengrenzen für gefährdetes Gelände im besonnten Gelände weiter nach unten korrigieren. Als ganz besonders gefährdet müssen Steilhänge im West-, Ostsektor und Südsektor bereits oberhalb etwa 2200m sowie im Nordsektor zwischen etwa 2200m und 2600m angesehen werden. Vereinzelt gibt es dabei aber auch Ausreißer nach unten in besonnten Hängen und nach oben im schattigen Gelände...
Was noch auffällt: In den vom Schneedeckenaufbau zu Beginn des Winters bevorzugten Südlichen Ötztaler und Stubaier Alpen haben sich inzwischen auch markante Schwachschichten aus kantigen Kristallen im Bereich von dünnen Regen-, Schmelz- oder Windkrusten gebildet, wie dies im ganzen Land der Fall ist.
Deutlich günstiger ist die Situation überall dort, wo vor Weihnachten kein Schnee gelegen ist, das ist v.a. im Nordosten des Landes sowie meist unterhalb der Waldgrenze. Dort heißt es derzeit einzig auf derzeit noch kleine Gleitschneerutsche zu achten.
Gleitschneerutsche auf steilen Wiesenhängen; Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 02.01.2015)
Nun folgen weitere ausgewählte Fotos zur aktuellen Situation (Danke an die Übermittler!)…
Lawinenauslösung am 02.01.2015 durch Variantenfahrer Plattach, Obergurgl, Westhang, Südliche Ötztaler und Stubaier Alpen (Foto: 02.01.2015) Suchaktion konnte erfolglos abgebrochen werden.
Lawinenauslösung am 02.01.2015 im freien Skigelände, Kleines Königstal, Obergurgl. 1 Person teilweise verschüttet, unverletzt, W, 2500m, 35 Grad (Foto: 02.01.2015)
Spontane Lawinenabgänge im Defereggental, meist 2400m-2700m, Sektor Süd durch markante Tageserwärmung am Neujahrstag 2015
Spontane Lawinenabgänge in den Nördlichen Stubaier Alpen um 2800m durch markante Tageserwärmung am Neujahrstag 2015 in Südhängen
Spontaner Lawinenabgang durch Verfrachtung am Jahresende 2014, Ost, ca. 2500m, Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 01.01.2014)
Spontaner Lawinenabgang im Pitztal, Wurmtaler (Foto: 01.01.2015)
Spontaner Lawinenabgang durch Verfrachtung am Jahresende 2014, Nordseite Hochgasser, Osttiroler Tauern (Foto: 01.01.2014)
Lawinenabgang mit Personenbeteiligung, Kreuzjoch, Gerlosberg, Zillertaler Alpen am 01.01.2015
Lawinenabgang mit Personenbeteiligung Axamer Lizum Richtung Hochtennboden, Nord (Foto: 01.01.2015)
Eine (durch Sprengung?) ausgelöste Lawine am Hinteren Rendl, Arlberggebiet (Foto: 01.01.2015)
Fernauslösungen kleiner Lawinen sprechen für einen sehr ungünstigen Schneedeckenaufbau. Am Weg zum Hochgasser, Osttiroler Tauern (Foto: 01.01.2015)
Fernauslösung (allerdings nicht vom Fotostandpunkt) im Bereich des Niederjochkogels in den Kitzbüheler Alpen (Foto: 01.01.2015)
Eine halsbrecherische Aktion (ähnlich dem russisches Roulette!) unterhalb des Mugkogels in den Nördlichen Stubaier Alpen am 01.01.2015. NIEMALS hätte ich mich bei den derzeitigen Verhältnissen so etwas getraut!
Gelände, das für mich und den Fotografen dieses Bildes derzeit absolut tabu ist: Nordseite der Nockspitze in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto: 02.01.2015)
Wieder einmal extrem viel Glück im Spiel. Kurz nach einer Lawinenauslösung im Gipfelbereich der Wankspitze, Westliche Nordalpen (Foto: 01.01.2015)
Eigentlich wären frische Lawinen ein offensichtliches Alarmsignal! Variantenbereich Hochfügen (Foto: 01.01.2015)
Lawinenabgang Seblasspitze, Nördliche Stubaier Alpen, Oberbergtal am 01.01.2015, Person konnte aus der Lawine ausfahren, Anrissbereich 40 Grad (Foto: 02.01.2015)
Einfahrtsbereich Lawinenabgang Seblasspitze vom 01.01.2015. Auslösung am Übergangsbereich von wenig zu viel Schnee (Foto: 02.01.2015)
Lawinenauslösung Samerschlag am 01.01.2015; 2 Personen erfasst, Material verloren, wurden vom Hubschrauber ins Tal transportiert (Foto: 01.01.2015)
Suchaktion Seiterkar am 01.01.2015, Tiefenbachferner, Südliche Ötztaler Alpen. Anfangs wurde von Skispuren ausgegangen, die nicht mehr herausgeführt hätten. Dies stellte sich schlussendlich zum Glück als Irrtum heraus.
Variantenfahrer löste im Bereich des Giggijochs, Skigebiet Sölden dieses gewaltige Schneebrett aus. Interessantes Detail: Dieser Variantenfahrer hatte zuvor bereits 2 Lawinen ausgelöst und sich jeweils beim Personal vor Ort gemeldet, dass nichts passiert sei. Dies machte er dann auch bei seinem an diesem Tag letzten Lawinenabgang…(Foto: 01.01.2015)
Person wird nach 20minütiger Verschüttungszeit aus einer Lawine im Bereich des Wasserkarliftes im Skigebiet Sölden geborgen; 1,5m Verschüttungstiefe, Kopf ganz unten; Beim Freimachen setzte die Atmung wieder ein. Auffindung durch sehr gute Angabe des möglichen Verschüttungsbereiches seines Kollegen und SEHR viel Glück! Ein Bergführer konnte die Person beim 2.Sondenstich orten, da kein LVS-Gerät
Verhältnismäßig harmlose Lockerschneelawinen im Bereich der Nordkette vom 01.01.2015 (Foto: 02.01.2015)
Wie geht es weiter: Stürmisch, Neuschnee. An der heiklen Situation ändert sich somit vorerst nichts!
Die Windvorhersage der ZAMG: Sturm ist angesagt!
Fronteinzug mit kurzfristig Regen bis meist 2000m, teilweise bis vermutlich 2600m führte zu einer weiteren Bindung des kürzlich gefallenen Neuschnees und somit zu einer Erhöhung der Spannungen innerhalb der Schneedecke!