Das wechselhafte Wetter mit meist geringen Neuschneemengen, teilweise Wind und Auflockerungen hält an.
Gut zu erkennen das ständige Auf und Ab bei sämtlichen Wetterparametern am Beispiel der Wetterstation Kühtai in den Nördlichen Stubaier Alpen.
Immer wieder ein ähnliches Bild in weiten Teilen Tirols: Am Vormittag meist noch Sonnenschein, im Tagesverlauf Eintrübung; Gamsbergspitze, Silvretta-Samnaun (Foto: 07.01.2016)
Die Tourenmöglichkeiten sowie die Abfahrtsmöglichkeiten im Variantengelände bleiben eingeschränkt.
Skitragen gehört bei vielen Touren noch dazu. Tonigenkogel, Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 06.01.2016)
Günstig wirkt sich bei der Schneelage auch grasiger Untergrund aus. Figer Horn, Osttiroler Tauern (Foto: 08.01.2016)
Im Osten des Landes (Kitzbüheler Alpen, Östliche Nordalpen, südliches Osttirol) sind diese praktisch nicht möglich.
Blick vom Golzentipp in Richtung Lienzer Dolomiten, Südliches Osttirol (Foto: 06.01.2016)
Meist empfiehlt es sich, „Steinski“ zu verwenden. Entsprechend aufpassen sollte man deshalb auch auf eine erhöhte Verletzungsgefahr im freien Gelände aufgrund versteckter oder aus der Schneedecke herausragender Steine.
Nicht zu unterschätzen ist allerdings auch eine mögliche Lawinengefahr. Das Hauptproblem stellt dabei kürzlich entstandener Triebschnee auf lockerem, aufbauend umgewandeltem Altschnee dar.
Am 07.01. kam am Nachmittag vielerorts kräftiger Wind auf, der einiges an Schnee, nicht nur jenen aus den Schneekanonen, verfrachtete. Im Vordergrund erkennt man auch Schneebrettlawinen mit geringer Anrisshöhe. Skigebiet See, Region Silvretta-Samnaun (Foto: 07.01.2016)
Als Schwachschicht für mögliche Schneebrettlawinen kommt unmittelbar während und kurz nach Schneefällen immer wieder auch lockerer Pulverschnee in Frage, der von Triebschnee überlagert wurde.
Am Foto erkennt man zwei mögliche Problembereiche innerhalb der (meist noch gering mächtigen) Schneedecke: Dort, wo die Stockspitze hinzeigt, befindet sich eine dünne Schicht aus lockerem Pulverschnee. Darüber lagert härterer Triebschnee. Dort, wo der Handschuh liegt, erkennt man eine ausgeprägte Schicht aus lockeren, aufbauend umgewandelten, kantigen Kristallen. Beide Schichten kommen derzeit als Gleitflächen für Schneebrettlawinen in Frage. Meist sind es allerdings bodennahe Schwachschichten aus aufbauend umgewandelten Kristallen.
Sämtliche Stabilitätsuntersuchungen der letzten Zeit zeigen, dass die Auslösebereitschaft meist recht hoch ist. (Im Westen des Landes hat sich die Situation unterhalb etwa 2200m inzwischen durch den Warmwettereinfluss samt Regen vom 07.01. auf den 08.01. bis etwa 1800m etwas gebessert.). Allgegenwärtig bleiben Rissbildungen und Setzungsgeräusche, vereinzelt beobachtet man auch Fernauslösungen im freien Gelände.
Rissbildungen weisen auf einen schlechten Schneedeckenaufbau hin. Schlick, Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 08.01.2016)
Leider zeigen uns die Schneeprofile auch, dass sich in besonnten Hängen seit Silvester zum Teil recht ausgeprägte kantige Schwachschichten gebildet haben. Derzeit stellen sie wegen der meist noch fehlenden Schneeauflage kein Problem dar, müssen jedoch mit den zu erwartenden Schneefällen im Auge behalten werden. Hochalpin (oberhalb etwa 3000m) findet man in besonnten Hängen zudem unterhalb von Schmelzkrusten (die sich bis Silvester gebildet haben) mitunter störanfällige kantige Schichten.
Südhang in den Nördlichen Stubaier Alpen. Bis Silvester war es dort aper. Am Boden hat sich seither eine Schicht aus kantigen Kristallen gebildet. (Foto: 08.01.2016)
Nun stellt sich natürlich die berechtigte Frage, wie man bei solchen Verhältnissen eine halbwegs vernünftige Gefahreneinschätzung treffen soll: einerseits kann man (mit Ausnahme des äußersten Westens) nur sehr eingeschränkt unterwegs sein, andererseits ist die Schneedecke eher ungünstig aufgebaut. Die erhöhte Auslösewahrscheinlichkeit und die Verbreitung von Gefahrenstellen (v.a. in Rinnen, Mulden und in Kammnähe) spricht (mit Ausnahme des Osten des Landes) eigentlich für erhebliche Gefahr oberhalb etwa 2000m. Wegen der meist geringen Mächtigkeit von Triebschneepaketen (dies trifft nicht für den äußersten Westen des Landes zu) geben wir derzeit jedoch in den meisten Regionen mäßige Gefahr, unterhalb etwa 2000m verbreitet geringe Gefahr aus, weil die Größe möglicher Lawinen auch als Kriterium für die Ausgabe einer Gefahrenstufe herangezogen wird.
Inzwischen hatten einige Personen bei Lawinenauslösungen auch schon Glück, so nördlich des Albonagrates (auf Vorarlberger Boden), wo ein Schwedischer Variantenfahrer nach einem Sprung über eine Wechte im sehr steilen nordseitigen Gelände am 06.01.2016 ein Schneebrett auslöste. Er wurde total verschüttet, konnte jedoch rasch ausgegraben werden und die Fahrt selbständig fortsetzen.
Blick vom Hubschrauber auf den Lawinenanriss unterhalb des Albonagrates vom 06.01.2016 im Arlberggebiet
Wie geht es weiter? Laut ZAMG-Wetterdienststelle sollen sich spätestens vom 11.01. auf den 12.01. winterlichere Verhältnisse mit Schneefall, Wind und tieferen Temperaturen einstellen. Wir rechnen mit einem raschen Gefahrenanstieg dort, wo derzeit Schnee liegt. Auf den vorhandenen Schwachschichten wird ab dann eine mächtigere (Trieb-)Schneeauflage vorhanden sein, sodass Spannungen vermehrt übertragen werden können. Nicht nur spontane Lawinen, auch vermehrte Lawinenereignisse mit Personenbeteiligung sind fast schon vorprogrammiert.
Demnächst ein vermehrtes Thema: Schneebrettlawinen, die auf lockerem Altschnee ausgelöst werden. Burgstall, Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 08.01.2016)