Auffallend ist seit Jahresbeginn 2016 die Häufung der Lawinenereignisse v.a. in den schneeärmeren, inneralpinen Regionen. Unser Praktikant Hans Seiwald hat dazu folgende, sehr aussagekräftige Abbildungen erstellt:
Räumliche Verteilung der Lawinenereignisse in Tirol seit Anfang des Jahres 2016
Die meisten dieser Lawinenereignisse hatten mit dem bekannten Altschneeproblem zu tun. Leider hat sich daran inzwischen nicht allzu viel geändert.
Zeitliche Verteilung der Lawinenereignisse in Tirol seit Anfang des Jahres 2016
Die Schneedecke bleibt oberhalb etwa 2100m weiterhin störanfällig, dies vermehrt in den inneralpinen Regionen. Betroffen ist anfangs v.a. schattiges Gelände, oberhalb etwa 2300m unverändert auch besonnte Hänge. Bei den besonnten Hängen bestätigt sich in den meisten Fällen eine erhöhte Gefährdung v.a. dort, wo sich bis Silvester eine von Schmelzprozessen beeinflusste Altschneedecke halten hat können. (Darüber hat sich dort seit Silvester eine meist dünne, lockere kantige Schicht gebildet, die von gebundenem (Trieb-)Schnee überlagert wurde und flächig als Gleitfläche für Schneebrettlawinen dienen kann). Die Erwärmung und Durchfeuchtung seit Montag, dem 25.01.2016 führte teilweise zu einer Schwächung dieser Schicht und folglich zu spontanen Lawinenabgängen, was heute (29.01.) nicht mehr zu erwarten ist.
In besonnten Hängen hat der Wärmeeintrag in schneearmen Bereichen zumindest unterhalb etwa 2300m inzwischen zu einer Besserung der Situation geführt. Man beobachtet wieder vermehrt Teilbrüche. Darüber bleibt die Situation mitunter unberechenbar und somit heimtückisch, weil Gefahrenbereiche nicht ganz einfach erkannt werden können. Serfaus-Lazid, Samnaungruppe (Foto: 28.01.2016)
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Verteilung der uns bekannt gewordenen Lawinenabgängen mit Personenbeteiligung nach der Exposition: 90% passierten im Sektor W über N bis O (davon ein Großteil im Sektor N über NO bis O), die restlichen 10% im Sektor O über S bis W.
Verteilung der Lawinenereignisse nach Exposition seit 01.01.2016
Unterwegs in den Ötztaler Alpen. (Korrektur vom 30.01.: Aus Insiderkreisen wurde bekannt, dass es sich offensichtlich um eine am 20.01. spontan abgegangene Lawine und nicht - unserem Informationsstand entsprechend - um eine von einem Wintersportler ausgelöste Lawine handelt.) (Foto: 24.01.2016)
Gamsgarten, Stubaier Gletscher: Eine von Wintersportlern ausgelöste Schneebrettlawine ohne Folgen (Foto: 24.01.2016)
Vermehrt treten die Probleme jedoch immer noch in beschatteten Hängen auf. Hochalter, Nördliche Stubaier Alpen (Foto:24.01.2016)
Im schneereichen Westen des Landes mehren sich inzwischen auch die Wechtenbrüche.
Wechtenbruch am Gipfel des Tschachaun, Außerfern (Foto: 24.01.2016)
Spontane Lawinenaktivität unterhalb des Aifners in der Region der Nördlichen Ötztaler Alpen vom 27.01.2016 (Foto: 29.01.2016)
Was noch auffällt:
Vermehrte Gleitschneeaktivität in besonnten Hängen, Samnaun (Foto: 28.01.2016)
Stark vom Wind beeinflusste Schneedecke in größeren Höhen (Granatspitzgruppe) Foto: 24.01.2016
Nachtrag vom 29.01.09:30 Uhr:
Auch hochalpin, also oberhalb etwa 3000m ist das Altschneeproblem ein Thema. Meist ist die Schneeauflage mächtig genug bzw. die Schneeoberfläche hart, sodass eine Störung durch Wintersportler unwahrscheinlicher ist. Dennoch sind uns auch kürzliche Lawinenabgänge aus diesen Höhenbereichen bekannt.
Kurzer Ausblick: Am Sonntag, dem 31.01. wird von der ZAMG-Wetterdienststelle äußerst unfreundliches Wetter vorhergesagt. Anfangs soll es kurz bis in die Täler schneien, dann (zumindest im Westen) sehr rasch bis zumindest 2000m hinauf regnen. Zusätzlich wird es stürmisch. Diese Wetterkombination spricht für vermehrte spontane Lawinenaktivität mit Brüchen in der Altschneedecke.
Auch hochalpin, also oberhalb etwa 3000m ist das Altschneeproblem ein Thema. Meist ist die Schneeauflage mächtig genug bzw. die Schneeoberfläche hart, sodass eine Störung durch Wintersportler unwahrscheinlicher ist. Dennoch sind uns auch kürzliche Lawinenabgänge aus diesen Höhenbereichen bekannt.
Spontanes Schneebrett im Bereich des Hinteren Wilden Turmes in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto: 28.01.2016)
Ein kürzlich aufgenommenes Schneeprofil im Nahbereich des oben erwähnten Lawinenabgangs zeigt u.a. die markante bodennahe Schwachschicht. Auffallend ist auch eine dünne kantige Schicht in Oberflächennähe (vermutlich unter einer vormaligen Windkruste entstanden).
Kurzer Ausblick: Am Sonntag, dem 31.01. wird von der ZAMG-Wetterdienststelle äußerst unfreundliches Wetter vorhergesagt. Anfangs soll es kurz bis in die Täler schneien, dann (zumindest im Westen) sehr rasch bis zumindest 2000m hinauf regnen. Zusätzlich wird es stürmisch. Diese Wetterkombination spricht für vermehrte spontane Lawinenaktivität mit Brüchen in der Altschneedecke.