Umfangreiche Schneedeckenuntersuchungen, Rückmeldungen von unseren Beobachtern, aber auch von Wintersportlern bestätigen eine zum Teil sehr hohe Störanfälligkeit der Schneedecke. Rissbildungen, Setzungsgeräusche und Fernauslösungen stehen immer noch an der Tagesordnung.
Besonders betroffen sind davon Höhenbereiche oberhalb etwa 2000m, vermehrt im Sektor W über N bis O. Dort findet man verbreitet lockere, aufbauend umgewandelte Schichten in der Altschneedecke (meist handelt es sich um kantige Kristalle samt Schwimmschnee), welche von härteren, meist vom Wind beeinflussten Schichten überlagert wurden. Häufig findet man solche Gefahrenbereiche in Rinnen, Mulden und kammnahem Gelände.
Ein Schneeprofil nahe der Wetterstation am Tuxerjoch in den Zillertaler Alpen zeigt mehrere lockere Schichten, die als Gleitfläche für Schneebrettlawinen in Frage kommen. (Foto: 13.01.2016)
Auffallend ist derzeit auch die Ähnlichkeit von Schneeprofilen im oben erwähnten Höhen- und Expositionsbereich im gesamten Land.
Ausgeprägte Schwachschicht oberhalb einer Schmelzkruste vom Frühwinter in den Nördlichen Stubaier Alpen. Schneeprofil vom 14.01.2016
Ausgeprägte Schwachschicht oberhalb einer Schmelzkruste vom Frühwinter in den Osttiroler Tauern. Schneeprofil vom 14.01.2016
Weitere, ähnliche Profile findet man hier:
Allerdings heißt es auch im Südsektor oberhalb etwa 2000m auf solche kantige Schichten aufzupassen. Dort sind diese zwar seltener und kleinräumiger anzutreffen, jedoch mitunter recht heimtückisch, da sich diese auf dem vormals noch aperen Boden nach Silvester relativ rasch entwickelt haben.
Großflächig gibt es ähnliche störanfällige Schwachschichten im Südsektor v.a. in hochalpinen Bereichen (oberhalb etwa 3000m) unterhalb von Schmelzkrusten, die während der langen warmen Schönwetterphase bis Ende des Jahres entstanden sind.
Zusätzlich sind großflächige Schwachschichten auch im südseitigen, beschatteten Gelände oberhalb etwa 2000m vorhanden. (wie im unteren Bild).
Großflächig gibt es ähnliche störanfällige Schwachschichten im Südsektor v.a. in hochalpinen Bereichen (oberhalb etwa 3000m) unterhalb von Schmelzkrusten, die während der langen warmen Schönwetterphase bis Ende des Jahres entstanden sind.
Zusätzlich sind großflächige Schwachschichten auch im südseitigen, beschatteten Gelände oberhalb etwa 2000m vorhanden. (wie im unteren Bild).
Wie ungut bzw. zum Teil heimtückisch die Situation derzeit ist zeigt das Bild vom Widdersberg in der Axamer Lizum (Nördliche Stubaier Alpen) vom 14.01.2016. Die Lawinen wurden vom Fotostandort fernausgelöst. Es handelt sich um SO-exponiertes Gelände in einer Seehöhe von ca. 2200m.
Dazu passend ein Bild vom 15.12.2007, welches einen Teil des betroffenen Hanges zeigt. Im Hochwinter kommt dort aufgrund der Abschattung der Kalkkögel, die südlich gelagert sind, kaum Sonne hin. Deshalb herrschen dort mitunter sehr ähnliche Verhältnisse wie in Schattenhängen derselben Höhenlage, wo es derzeit zum Teil richtig gefährlich ist!
Abschattung von südexponiertem Gelände im Hochwinter. Foto: 15.12.2007
Während der vergangenen Tage langten bei uns deshalb auch einige Meldungen über Lawinenabgänge ein. Im Pitztal wurde eine Person, die vom Mittagskogel nordseitig im extrem steilen Gelände abfahren wollte, von einer Lawine 350m mitgerissen und schwer verletzt. Bei einigen Lawinenabgängen war viel Glück im Spiel (u.a. im Wörgestal in den Nördlichen Stubaier Alpen, im Gebiet des Gaislachkogels in den Südlichen Stubaier Alpen, nahe des Tuxerjoches in den Zillertaler Alpen, im Urgtal sowie im Nahbereich des Ischgler Skigebietes in der Region Silvretta-Samnaun, …).
Zwei von Wintersportlern ausgelöste Schneebrettlawinen im Variantengelände nahe des Tuxerjoches in den Zillertaler Alpen (Foto: 13.01.2016)
Schneebrettauslösung im Urgtal (Foto: 14.01.2016)
Zusätzlich zu dem Altschneeproblem gibt es auch noch ein Triebschneeproblem. Der kürzlich gefallene, lockere Schnee wird derzeit nämlich durch den zum Teil starken Wind (auch in tieferen Lagen) verfrachtet und lagert sich in windabgewandten Seiten auf diesem lockeren Neuschnee in Form von (mitunter recht mächtigen und ausgedehnten) Triebschneepaketen ab. Dieser Triebschnee kann derzeit im sehr steilen Gelände auch sehr leicht ausgelöst werden. Aufpassen heißt es da in allen Expositionen. Der einzige Vorteil liegt darin, dass man solche Gefahrenbereiche bei entsprechenden Sichtverhältnissen recht gut erkennen und diesen ausweichen kann.
Windeinfluss im Talbereich. Reuttener Becken (Foto: 15.01.2016)
Windeinfluss auch im Waldbereich unterhalb der Rauthhütte (Westliche Nordalpen). (Foto: 15.01.2016)
Vergleichsweise harmlos sind derzeit Gleitschneelawinen. Am ehesten sind diese im schneereicheren Westen des Landes zu beachten.
Relativ harmlose Gleitschneerutsche in der Nähe von Kals in den Osttiroler Tauern (Foto: 14.01.2016)
Unser Tipp für die kommenden Tage: Wer höher hinauf möchte, sollte über sehr gutes lawinenkundliches Wissen verfügen und zudem sehr defensiv unterwegs sein. Bitte auch darauf achten, dass mit dem vorhergesagten Neuschnee in Kombination mit dem Windeinfluss auch mit spontanen Lawinen zu rechnen ist und weiterhin Lawinen mitunter im flachen Gelände durch Fernauslösungen ausgelöst werden können.
Relativ sicher ist man hingegen im flacheren Gelände unterhalb der Waldgrenze (wo in vielen Teilen des Landes allerdings immer noch eine ziemlich dürftige Schneelage zu finden ist.). Grasiger Untergrund ist dort somit vorteilhaft.
Unterwegs in der Südlichen Venedigergruppe (Foto: 12.01.2016)