Dienstag, 12. November 2019

Ergiebiger Neuschnee in den nächsten Tagen: Anstieg der Lawinengefahr.

Viel Neuschnee, v.a. in Osttirol und entlang des Alpenhauptkamms lassen die Schneehöhen nochmals anwachsen. Folglich wird auch die Lawinengefahr in diesen Gebieten ansteigen. Nördlich des Inns liegt vergleichsweise wenig Schnee, auch die Niederschläge fallen geringer aus.

Überblick der Schneehöhen in Tirol. Nördlich des Inns liegen in hohen Lagen verbreitet 20 cm. Am Alpenhauptkamm und südlich davon sind es verbreitet 50 cm, in hochalpinen Lagen auch deutlich mehr.

Winterliche Verhältnisse am Leppleskofel im Defereggental. Die letzten Niederschlagsereignisse haben oberhalb von 1000m zu einer zusammenhängenden Schneedecke geführt. (Foto: 10.11.2019

Neuschnee bis zum Wochenende
Von Süden her hat es seit Montagnachmittag zum Schneien begonnen. Heute, Dienstag, bleibt es trüb mit anhaltendem leichten Schneefall im Norden bis mäßigem Schneefall am Alpenhauptkamm und in Osttirol.

Im südlichen Osttirol waren die Niederschläge bisher am ergiebigsten. Dies wird weiterhin das niederschlagsreichste Gebiet bleiben.

In der Nacht auf Mittwoch, den 13.11.2019, intensivieren sich die Niederschläge. Der Schwerpunkt liegt weiterhin am Alpenhauptkamm und in Osttirol. Die Niederschlagsmengen fallen regional recht unterschiedlich aus und liegen im Bereich von 30 bis 80 cm Neuschnee. Die meisten Niederschläge sind derzeit für die Zillertaler Alpen und die Lienzer Dolomiten prognostiziert. Der Wind bläst aus nördlichen Richtungen, Richtung Alpenhauptkamm auch stark. Der Donnerstag wird laut ZAMG dann ein trockener und in Nordtirol föhniger Tag mit einem Wechselspiel aus Sonne und Wolken.  Der lebhafte Südföhn wird abends stark bis stürmisch. In Osttirol kann sich die Sonne nur selten gegen die hochnebelartigen Restwolken durchsetzen. 
Am Freitag gibt es wieder Neuschnee dank eines kräftigen Südstaus. Aus der Nacht heraus bläst in Nordtirol abseits des Alpenhauptkammes stürmischer Südföhn und im Süden ist es trüb. Es schneit ergiebig vom Brenner bis Osttirol und bis ins Lienzer Becken hinunter.

48-h Prognose des Neuschnees für die Europaregion. In den Zillertaler Alpen und Lienzer Dolomiten können lokal bis zu 80 cm Neuschnee fallen.

Multimodell-Prognose Neuschnee für einen Punkt in den Lienzer Dolomiten. Hohe Wahrscheinlichkeit für 50 cm Neuschnee in den nächsten Stunden. Weitere Niederschläge für Freitag und Sonntag sind prognostiziert.

Lawinengefahr, Schneedecke und Beobachtungen aus dem Gelände
Derzeit haben wir noch sehr wenige Informationen aus dem Gelände bzw. nur geringen Einblick in den Aufbau der Schneedecke in den unterschiedlichen Gebieten.
Mit dem Neu- und Triebschnee wird die Gefahr von Lawinen am Mittwoch kurzfristig ansteigen. Lawinen können stellenweise durch einzelne Wintersportler ausgelöst werden und in den besonders neuschneereichen Regionen groß werden. Touren erfordern Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr. Dies betrifft v.a. Gebiete, in denen vor den Niederschlägen eine zusammenhängende Schneedecke vorhanden war.
An sehr steilen Grashängen wurden in den letzten Tagen immer wieder  kleine und mittlere Gleitschneelawinen beobachtet. Die Aktivität von Gleitschneelawinen wird mit zunehmender Schneemächtigkeit ansteigen.

Gleitschneelawinen sind bereits jetzt auf steilen Wiesenhängen häufig zu beobachten. Anzahl und Größe nehmen während der nächsten Tage in den neuschneereichen Regionen zu.

Die wenigen, uns derzeit verfügbaren Schneeprofile zeigen folgende Charakteristik: Schattseitig haben wir oberhalb von 2500m an der Basis der Profile meist Schmelzharschkrusten und kantig aufgebaute Schichten, die sich abwechseln. Darüber liegt der Schnee von Anfang November. Stabilitätstests zeigen häufiger Brüche in oberflächennahen Schichten aus den letzten Niederschlagsperioden. Brüche pflanzen sich kaum fort. Zu beachten ist allerdings der frische, in größeren Höhen häufig lockere Neuschnee, der nun von mächtigen Schneepaketen überlagert werden wird. Kurzfristig stellt dieser Neuschnee eine mögliche Schwachschicht für Schneebrettlawinen dar. 
Für den Bereich der Zillertaler Alpen und nördlichsten Teilen Osttirols  gehen wird derzeit v.a. im vergletscherten Gebiet davon aus, dass Brüche auch in tiefere Schichten durchreißen können. Lawinen können dann gefährlich groß werden.

Die wenigen Schneedeckenuntersuchungen zeigen v.a. Brüche in oberflächennahen Schichten (Foto: 12.11.2019)

Schneeprofil vom 12.11.2019 aus den Zillertaler Alpen. Der weiche Neuschnee an der Oberfläche kann die Schwachschicht für weitere Schneefälle bilden. Bei großer Auflast ist auch ein Bruch in Bodennähe möglich. 

Ausblick
Eine alte Bauernregel besagt: Schneit es vor Martini über den Inn ist der Winter hin. Sollte sich diese als richtig erweisen, hätten wir es genau über Martini geschafft. Die Prognosen bestätigen dies: Für Freitag, den 15.11. und von Sonntag, den 17.11. auf Montag, den 18.11. werden weitere, teils ergiebige Neuschneefälle für den Alpenhauptkamm und Osttirol prognostiziert. Die genaue Intensität lässt sich aber derzeit noch nicht abschätzen. Die Lawinensituation in den neuschneereichen Regionen bleibt vorerst angespannt.