Mittwoch, 6. November 2019

Winterliche Bedingungen auf den Bergen samt möglicher Lawinengefahr

Wechselhaftes Wetter brachte seit Ende Oktober einiges an Neuschnee auf den Bergen. Besonders ergiebig waren die Schneefälle während der vergangenen Tage. Die Neuschneesummen betrugen in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes und südlich davon häufig etwa 50cm, lokal auch deutlich mehr.


Tuxertal (Foto: 06.11.2019)

Neuschnee am Stubaier Gletscher (Foto: 05.11.2019)
 Inzwischen sind auch die ersten Meldungen über Lawinenabgänge bei uns eingegangen:

27.10.2019: Spontanes Schneebrett im Gipfelbereich des Ortlers
01.11.2019: Schneebrett in der Nordwand des Hochferners. Dieses löste sich, als Alpinisten dort unterwegs waren. Anrissmächtigkeit bis max. 10cm.
04.11.2019: Spontane Schneebrettlawinen in der Hochfeiler-Nordwand. Auslösung während Schneefall samt kräftigem Windeinfluss.
05.11.2019: Gute Sprengerfolge am Pitztaler Gletscher samt spontanen Schneebrettlawinen.

Spontane Schneebrettlawinen: Hochfeiler Nord-Wand (Foto: 04.11.2019)
Besonders betroffen scheint derzeit schattiges, sehr steiles und hochalpines Gelände (oberhalb etwa 3000m) zu sein. Vieles spricht dort für ein beginnendes Altschneeproblem. Wir gehen davon aus, dass sich im Bereich von Schmelz- bzw. Regenkrusten eine Schwachschicht aus kantigen Kristallen gebildet hat. Regenfall am 21.10. bis über 3300m hinauf dürfte dafür eine maßgebliche Ursache sein.

Zusätzlich spielen auch die ersten herbstlichen Schneefälle, die hochalpin liegen geblieben sind, eine gewisse Rolle (erstmals am 08.09.).

Rückblick des vergangenen Monats: Im Oktober etwas Niederschlag mit meist sonnigen, überdurchschnittlich warmen Phasen. Ab Ende Oktober vermehrt Niederschlag. Pfeil symbolisiert jenen Tag, als es bis über 3300m hinauf regnete.


Die Situation erinnert an den Herbst 2016. Damals ereigneten sich bereits Mitte Oktober die ersten Lawinenunfälle der Saison (Olperer, Hochferner).

Fazit: Hochalpin hat der Winter begonnen. Lawinenabgänge sind dort bereits möglich. Wintersportler können mitunter schon durch geringe Belastung Schneebrettlawinen auslösen, dies insbesondere in den beschriebenen Höhen- und Expositionsbereichen.

In tieferen Lagen, dort wo es mehr geschneit hat und die Bodenoberfläche glatt ist (insbesondere steile Wiesenhänge) wird man zudem vermehrt
Gleitschneerutsche beobachten können.

Anmerkung: Noch fehlen uns umfassende Schneedeckenuntersuchungen und Beobachtungen, die eine flächendeckende Beurteilung der Lawinengefahr zulassen würden.

Wie geht es wettertechnisch weiter?

Zunächst stellt sich am Donnerstag noch ruhiges Wetter ein, am Abend beginnt es dann mit einem Genuatief von Südwesten her zu regnen und schneien. Bis Freitagmorgen breitet sich der Niederschlag auf den gesamten Alpenhauptkamm und alle Gebiete südlich davon aus. In Nordtirol bleibt es in der Nacht zunächst oft noch trocken, erst am Freitag tagsüber regnet und schneit es auch dort. Niederschlagsschwerpunkt ist aber eindeutig der südliche und östliche Teil der Europaregion. Das Niederschlagsereignis wird von starkem teils auch stürmischen Süd- bzw. Südostwind begleitet. In der Nacht auf Samstag kommt es dann zu einer allmählichen Wetterberuhigung, Samstagvormittag schneit oder regnet es nur mehr vereinzelt.


Niederschlagssumme (24h) in mm des europäischen Wettermodells für den gesamten Freitag. 


Die Schneefallgrenze liegt am Freitag um 1000 m, zum Teil auch darunter. Laut den aktuellsten Wettermodell steigt sie in den Dolomiten im Tagesverlauf aber deutlich an. Die voraussichtlichen Neuschneemengen sind auf folgender Karte zu sehen:

Neuschneevorhersage von Mittwoch 0:00 Uhr bis Samstag 0:00 Uhr mit Setzung.


Das Neuschneevorhersagemodell wird auf unserer Internetseite zweimal täglich aktualisiert, dementsprechend empfehlen wir, sich über diesen Link auf dem Laufenden zu halten: https://avalanche.report/weather/map/fresh_snow

Die Lawinengefahr steigt mit diesem Schneefallereignis deutlich an, vor allem in den Gebieten mit viel Neuschnee, im Hochgebirge und allgemein dort wo der Neuschnee schon auf einer Altschneedecke zu liegen kommt. Auf steilen Wiesenhängen muss man mit Gleitschneelawinen rechnen, hochalpin mit spontanen oder auch leicht auszulösenden Schneebrettlawinen. Für das Wochenende ist die Lawinensituation nicht zu unterschätzen.

Die nächste Aktualisierung erfolgt bei gravierenden Änderungen der Situation.