Lawinenabgänge, Rissbildungen und Setzungsgeräusche sind eindeutige Alarmsignale - Frische Triebschneepakete im Steilgelände sollten vorerst unbedingt gemieden werden!
Der heutige 29.12.2020 bestätigte unsere Einschätzung über eine gebietsweise durchwegs heikle Situation für den Wintersportler. Wir bekamen vermehrt Rückmeldungen über meist mittelgroße, vereinzelt auch große spontane Lawinenabgänge. Zudem wurden Schneebrettlawinen durch Personen ausgelöst. Bisher kam dabei niemand zu Schaden.
Spontane Schneebrettlawinen in den Tuxer Alpen (Foto: 29.12.2020). An den abgeblasenen Rücken erkennt man u.a. auch den Windeinfluss |
Betroffen sind vermehrt die etwas südlicheren Landesteile, dort wo es seit gestern, 28.12. mehr schneite. Häufig kamen dort zwischen 20 und 40cm, lokal bis zu 60cm Neuschnee zusammen - dies unter kräftigem Windeinfluss.
Niederschlagssumme vom 28.12. auf den 29.12.2020 - Osttirol hat am meisten "abgekriegt". |
Schnee, Schnee, Schnee - Lienzer Becken (Foto: 29.12.2020) |
Der frische Triebschnee reagiert sehr leicht auf Zusatzbelastung. Dieser lagert auf folgenden Schwachschichten:
- Wildschnee (besonders lockerer Pulverschnee) bzw. lockerer Pulverschnee in allen Expositionen
- Oberflächenreif vermehrt bis zum Waldgrenzbereich in allen Expositionen, gebietsweise auch darüber, dann v.a. Nordsektor
- kantige Kristalle im Nahbereich einer Schmelzkruste, die bis zum 22.12. entstanden ist (erhöhte Störanfälligkeit vermehrt im Nordsektor 2100m-2300m; im O-S-W-Sektor 2200-2500m).
So wurden wir heute über zahlreiche Rissbildungen und Setzungsgeräusche v.a. vom Waldgrenzbereich aufwärts informiert.
Wir stufen die Lawinengefahr aktuell aufgrund der hohen Störanfälligkeit der Schneedecke im südlichen Osttirol vom Waldgrenzbereich aufwärts als groß (Stufe 4) ein.
Gefahrenstufenkarte für den 30.12.2020 |
Es handelt sich dabei um ein "Wintersportler-Groß", also um eine Situation, bei der die Wahrscheinlichkeit einer durch Zusatzbelastung ausgelösten Schneebrettlawine zumindest oberhalb der Waldgrenze als hoch eingestuft wird. Zudem sind Gefahrenstellen recht flächig, also in allen Expositionen anzutreffen. Dies war heute z.B. ein triftiger Grund für einen unserer Beobachter im südlichen Osttirol, seine Geländeerkundung nur im mäßig steilem Gelände bis zur Waldgrenze durchzuführen. Darüber war auch aufgrund eingeschränkter Sicht "eine Geländebegehung zu riskant!" Angrenzend an die mit "groß" beurteilte Region ist die Gefahr vom Waldgrenzbereich aufwärts ebenso durchaus heikel. Viel Erfahrung in der Lawinenbeurteilung sowie sehr großer Zurückhaltung sind dort angebracht.
Am Schluss nochmals unser mehrmals geäußerter Appell: Kürzlich gebildete Triebschneepakete sollten derzeit im Steilgelände konsequent gemieden werden!