Mittwoch, 30. Dezember 2020

Einige Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung - alle gut ausgegangen - weiterhin ist Zurückhaltung angebracht!

Lawinenmeldungen der Leitstelle Tirol

Seit gestern, 29.12. hat uns die Leitstelle über 8 Lawinenereignisse informiert, bei denen Personen beteiligt waren:

29.12.2020: Juifenalm (Nördliche Stubaier Alpen); Roßkopf (Östliche Tuxer Alpen); Angerbergkopf (Nördliche Stubaier Alpen)

30.12.2020: Kleiner Leppleskofel (Östl. Deferegger Berge); Großer Leppleskofel (Östl. Deferegger Berge); Rogötzllenke (Östl. Deferegger Berge); Muttenjoch (Zentrale Stubaier Alpen); Schönbergspitze (Östl. Deferegger Berge)

Alle Lawinenabgänge sind bisher gut ausgegangen. Unserem derzeitigen Informationsstand handelte es sich durchwegs um mittelgroße Schneebrettlawinen. Eine Konzentration an Lawinenereignissen gab es u.a. in den Deferegger Bergen.


Violette Punkte: Grobe Örtlichkeit von Lawinenereignissen in den Deferegger Bergen am 30.12.2020



Weiterhin v.a. im Süden eine ernst zu nehmende Lawinensituation


Zwar haben wir für den morgigen Silvestertag die Gefahrenstufe von groß auf erheblich reduziert, dennoch muss gerade in den südlichen Landesteilen immer noch von einer heiklen Situation für den Wintersportler ausgegangen werden. Speziell dort, wo Oberflächenreif von Triebschnee überlagert ist, können Triebschneepakete sehr leicht durch geringe Belastung gestört werden. Auch heute wurde uns wieder von Setzungsgeräuschen und Rissbildungen, aber auch von Fernauslösungen berichtet, während frische spontane Lawinen inzwischen nicht mehr zu beobachten waren. Passend zu diesen Beobachtungen hier zwei Bilder einer vorbildlichen Routenwahl bzw. situationsangepassten Verhaltens.


Tour im flachen bis mäßig steilen Gelände im Bereich des Golzentipps (Karnischer Kamm) - (Foto: 30.12.2020)


Pfeil: Ein Skitourengeher beendet sein Tour an diesem Punkt, bevor es steiler wird. Hoher Bösring - Karnischer Kamm (Foto: 30.12.2020)


Weiter im Norden ebenso auf frischen Triebschnee, aber auch auf störanfälligen Altschnee achten


Der Neuschneezuwachs von Montag, 28.12. auf Dienstag 29.12. ist im Norden des Landes viel geringer ausgefallen, mit stetig abnehmender Tendenz Richtung Norden. Triebschneepakete sind deshalb weniger mächtig als im Süden. Dennoch, auch dort ist die Schneedecke zumindest oberhalb der Waldgrenze vielerorts massiv vom Wind geprägt. 


Windstrukturen durch den kürzlich starken Windeinfluss. Ötztaler Alpen (Foto: 29.12.2020)


Harte Schneebretter


Vorsicht, gerade unmittelbar während stürmischer, kalter Phasen können vermehrt auch so genannte harte Schneebretter im Steilgelände ausgelöst werden. Die Schneeoberfläche kann dabei auch pickelhart sein. Dies hat u.a. mit der erhöhten Sprödigkeit des Schneebretts aufgrund der kalten Temperaturen zu tun. Zu so einem harten Brett gehört natürlich immer auch eine ausgeprägte Schwachschicht. Diese findet sich vermehrt im Bereich von Übergängen von wenig zu viel Schnee bzw. an schneeärmeren Stellen.
 

Die Schneeschollen zeugen von einem eher harten Schneebrett, Nauderer Berge (Foto: Hans Hofer, weitergeleitet von Florian Maas)


Vorausschau für den Jahresstart

Die ZAMG-Wetterdienststelle hat neuerliche eine Niederschlagsinformation für den Süden ausgegeben. Von Neujahr bis zum 03.01.2021 ist speziell in Osttirol mit Neuschneemengen zwischen etwa 30 und 50cm zu rechnen - Schwerpunkt wieder einmal ganz im Süden. 

Somit ist vorerst auch von ähnlich heiklen Lawinenverhältnissen für den Wintersportler auszugehen, wie wir sie aktuell vorfinden. Wintersportler sollten über sehr gutes lawinenkundliches Wissen verfügen und weiterhin zurückhaltend unterwegs sein.


Einen guten Rutsch und v.a. viele sichere Erlebnisse im winterlichen Gebirge wünscht das Team des LWD Tirol!