In Osttirol heikle Situation für den Wintersportler - hohe Störanfälligkeit der Schneedecke!
In Osttirol haben wir aktuell eine sehr ähnliche Situation wie am 28.12., als Neuschneefälle samt starkem Wind mit Schwerpunkt im Süden des Landes vorausgesagt wurden. Entsprechend verschärft sich die ohnehin für den Wintersportler vielerorts (noch) heikle Situation neuerlich. Fest steht: Wintersportler sollten sich bitte weiterhin in Zurückhaltung üben! Wir bewerten die Gefahr ab morgen, 02.01.2021 mit der Intensivierung der Niederschläge während des Vormittags mit einem "hohen 3-er" (erheblich). Aufgrund der geringeren Neuschneeprognosen im Vergleich zum 28.12. gehen wir davon aus, dass wir im Südlichen Osttirol eher nicht das "Wintersportler-Groß" erreichen werden, sind aber zumindest sehr nahe dran. (hohe Störanfälligkeit, verbreitete Gefahrenstellen, spontane kleine und mittelgroße Lawinen). Dies hängt jedoch unmittelbar mit den tatsächlichen Neuschneesummen zusammen, die lt. aktuellen Prognosen eher nur punktuell über 30cm liegen sollten.
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Neuschneeprognose 01.01.-03.01.2021 |
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Windprognose während der höchsten Niederschlagsintensität. Der Wind wir aus südöstlicher Richtung wehen. |
Komplexe Situation
Die Schneedeckensituation gestaltet sich mit dem wechselhaften Wetter immer komplexer. Die Konzentration gilt in den schneereichen Regionen oberflächennahen Schwachschichten, im schneearmen Nordtirol zudem auch bodennahen Schwachschichten.
- Oberflächenreif und Wildschnee an der Schneeoberfläche
Aktuell (am 01.01.2021) ist die Schneeoberfläche speziell in Osttirol locker und besteht häufig aus Wildschnee (besonders lockerem, kalten Pulverschnee). Dies hat damit zu tun, weil am 29.12. gegen Ende des Schneefalls der anfänglich stürmische Wind eingeschlafen ist. Zudem hat sich seither neuerlich verbreitet Oberflächenreif gebildet - beides sehr reaktive Schwachschichten, sobald von Triebschnee überlagert!
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Oberflächenreif am Karnischen Kamm (Foto: 01.01.2021 von Gerhard Figl) |
- Bereits eingeschneiter Oberflächenreif
Das kürzlich gebildete Neuschneepaket (28.12. auf 29.12.) lagert bereits stellenweise auf unverändert störanfälligem Oberflächenreif, während sich der damals überlagerte Wildschnee inzwischen recht gut gesetzt und stabilisiert haben dürfte.
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Typisches Profil für den Norden des Landes: Außerfern; wenig Schnee, bodennahe Schwachschicht; Schneeoberfläche an windgeschützten Stellen locker. Markiert sind der Oberflächenreif an der Schneeoberfläche sowie bereits eingeschneiter Oberflächenreif. (1120m, Süd) |
Zusätzlich spielt noch die Warmwetterphase vor Weihnachten samt Regen vom 21.12. auf den 22.12. eine Rolle. Dadurch hat sich mitunter eine recht störanfällige Schichtung aus dünnen Krusten und lockeren kantigen Kristallen ausgebildet. Aufgrund aktuellster, uns zur Verfügung stehender Informationen gehen wir diesbezüglich von einer erhöhten Störanfälligkeit der Schneedecke im Nordsektor zwischen etwa 2100m und 2300m (vereinzelt bis etwa 2500m reichend), in den übrigen Expositionen zwischen etwa 2200m und 2600m aus. Im südlichen Osttirol sowie in Zentralosttirol ist hingegen aufgrund der tieferen Regengrenze (bis max. 2000m) im Nordsektor eher nur der Waldgrenzbereich betroffen.
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Abfolge von Krusten und kantigen Kristallen im Virgental (2440m, Südwest) |
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Der untere Pfeil zeigt auf den "Krusten-Sandwich", der obere auf eine lockere Schneeoberfläche; Westl. Tuxer Alpen (2130m, Nord) |
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Trügerisch: Überschneite Dünen. Deferegger Berge. (Foto: Daniel Kleinlercher am 30.12.2020) |
Fotos kürzlicher Lawinenabgänge
Wie schon geschrieben: Wir erwarten eine ähnliche Situation wie gerade eben ab dem 28.12.. Ähnliche Bilder können somit auch nach den kommenden Schneefällen entstehen:
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Kleine spontane Schneebrettlawine: Typisch für eine sehr reaktive Schwachschicht, wie z.B. Oberflächenreif oder Wildschnee. Brunnalm (Foto: Daniel Kleinlercher am 31.12.2020) |
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Lawinenauslösung Großer Leppleskofel; 2650m; NW (Foto: Daniel Kleinlercher am 31.12.2020) |
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Lawinenabgang Frauenwand. Westliche Tuxer Alpen (Foto: Hubert Gogl am 31.12.2020) |
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Schneebrettauslösung Schönbergspitze, Zentralosttirol (Foto: Elisabeth Steurer am 30.12.2020) |
Je weiter Richtung Norden...
desto weniger hat es während der vergangenen Zeit geschneit, desto massiver ist die Schneeoberfläche vom Wind geprägt, desto schlechter sind die Verhältnisse zum Skifahren.
Im Norden haben wir aktuell ein vergleichsweise geringeres Triebschneeproblem, vermehrt jedoch ein bodennahes Altschneeproblem. Bodennahe Schwachschichten lassen sich dort allerdings eher nur mehr durch große Belastung an schneearmen, steilen Stellen stören. Vermehrt betroffen ist schattiges Gelände oberhalb etwa 2200m.