Das Wichtigste vorab: Die heikle und für den Wintersportler teils gefährliche Lawinensituation hält an! Wir raten deshalb unverändert zu großer Zurückhaltung im freien Gelände!
Zahlreiche Rückmeldungen von Wintersportlern, intensive Schneedeckenuntersuchungen sowie Unfallanalysen bestätigen leider, dass die Lawinensituation für den Wintersportler angespannt bleibt! Verschärfend dazu kommt noch die Wetterprognose der ZAMG-Wetterdienststelle, die eine turbulente Wetterphase vorhersagt.
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Eine wichtige Basis unserer Arbeit: Schneedeckenuntersuchungen samt Stabilitätstests. Hier machen sich Lawinenkommissionsmitglieder im Arlberggebiet ein Bild über die Situation nahe deren Anrissgebiete von Lawinen. Die Tests zeigten damals im südwestseitigen Gelände auf 2150m Höhe eine durchwegs störanfällige Schneedecke (Foto: 16.01.2021) |
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Fast eine Woche später pflanzen sich Brüche bei Stabilitätsuntersuchungen häufig immer noch über den gesamten Block (und dies bei meist geringen Belastungen) fort - ein Indiz für eine unverändert störanfällige Schneedecke! Axamer Lizum (Foto: 21.01.2021) |
Überblick über Lawinenabgänge der jüngeren Vergangenheit
Wie schon in den vergangenen Blogeinträgen erwähnt, lösten sich während der letzten Woche zahlreiche Lawinen von selbst oder wurden von Wintersportlern ausgelöst. Hier eine Übersicht über die uns bekannt gewordenen Lawinenereignisse mit Personenbeteiligung.
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Alles andere als alltäglich: Die kürzlich über ganz Tirol gemeldeten Lawinen mit Personenbeteiligung: Bisher wurden dabei zwei Personen verletzt, eine davon befindet sich in kritischem Zustand |
Kurzanalyse des Lawinenunfalls vom 20.01.2021 bei der Wanglspitze in den Östlichen Tuxer Alpen
Heute am 21.01.2021 waren wir gemeinsam mit der Alpinpolizei und einem unserer Beobachter bei der Unfalllawine vom 20.01.. Bei der Lawine handelte es sich um ein Schneebrett. Die Lawine war ca. ca. 400m lang und 35m breit bei einer Anrissmächtigkeit von durchschnittlich 30cm. Das Anrissgebiet befindet sich auf 2270m und ist Richtung Osten ausgerichtet. Das Lawinengelände ist extrem steil, meist beträgt die Neigung zwischen 40 und 45°.
Die Lawine löste sich am 20.01. kurz nach 11:30 Uhr in einer Seehöhe von 2270m, als sich eine Person bei der Abfahrt befand. Die Person wurde mitgerissen und in einem Graben ca. 2m tief verschüttet. Die Kameraden waren gemeinsam mit Einsatzkräften rasch vor Ort und konnten die Person nach ca. 30 Minuten ausgraben. Unter Reanimation wurde die Person ins Krankenhaus geflogen. Am 19.01. löste sich etwa 100 Höhenmeter unterhalb dieses Lawinenanrisses bereits ein Schneebrett. Auch damals befanden sich gerade Wintersportler bei der Abfahrt. Damals kam niemand zu Schaden.
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Lawinenabgang Wanglspitze: Unfalllawine vom 20.01.2021 in magenta. Weiteres Schneebrett vom 19.01.2021 in türkis |
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Sturzbahn der Lawine samt Verschüttungsstelle (Foto: 21.01.2021) |
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An der steilsten Stelle in der Lawinenbahn (Foto: 21.01.2021) |
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Schneeprofil im Anrissbereich: Mann erkennt ein gering mächtiges Neu- und Triebschneepaket, darunter befinden sich sehr lockerere, kantige Kristalle - die Schwachschicht - darunter wieder kompakter werdend. (Foto: 21.01.2021) |
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Schneeprofil, welches an einer ungestörten Stelle orographisch rechts der Lawinenbahn ca. 100Hm unterhalb des Anrisses aufgenommen wurde. Man erkennt sehr gut die lockere kantige Schicht, die sich während der langen Kälteperiode gebildet hat. Am Standort war diese Schicht sehr störanfällig. |
Weitere Lawinenereignisse
Bilder sagen bekanntlich mehr als 1000 Worte. Hier eine Auswahl an Bildern von Lawinenabgängen mit Personenbeteiligung, die wir kürzlich zugeschickt bekommen haben. Dabei passierte jeweils nichts.
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Lawinenabgang Pleisen - Axamer Lizum - Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 15.01.2021) |
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Lawinenabgang Diasalpe - Kappl - Östliche Verwallgruppe (Foto: 16.01.2021) |
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Lawinenabgang Finstertal-Staumauer - Nördl. Stubaier Alpen (Foto: 16.01.2021) |
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Lawinenabgang Schönberglspitze - Zentralosttirol (Foto: 16.01.2021) |
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Lawinenabgang Hafelekar-Direttissima - Karwendel (Foto: 19.01.2021) |
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Lawinenabgänge Nauders - Tscheyegg - Glockturmgruppe. Diese Lawinen wurden in etwa am rechten oberen Bildrand-Drittel fernausgelöst (Foto: 19.01.2021) |
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Lawinenabgang Roter Kogel - Nördliche Stubaier Alpen. Eine Person befand sich im Aufstieg, querte mit den Fellen und löste die Lawinen fern aus. (Foto: 20.01.2021) |
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Lawinenabgang Roter Kogel - Nördliche Stubaier Alpen. Eingekreist die Person, welche gerade beide Lawinen fernausgelöst hat. Vergleiche oberes Foto (Foto: 20.01.2021) |
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Lawinenabgang Wankspitze - Mieminger Gebirge (Foto: 21.01.2021) |
Mit Sturm und Neuschnee nun wieder vermehrt spontane Lawinenabgänge
Aktuell mehren sich wieder die Informationen über spontane Lawinenabgänge aufgrund der Zusatzbelastung des frischen Triebschnees. Schuld haben der starke bis stürmische Südföhn samt dem ungünstigen Schneedeckenaufbau. Schneebrettlawinen können dabei aufgrund der meist recht flächigen Schwachschichten auch großflächiger werden.
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Umfangreiche Schneeverfrachtungen auf den Bergen. Östliche Tuxer Alpen (Foto: 21.01.2021) |
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Vor zweit Tagen noch weiß, nun massiv abgeblasen - ganze Arbeit des Föhns. Bleispitze - Außerfern (Foto: 21.01.2021) |
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Spontanes Schneebrett vom 21.01.2021 aufgrund der Schneeverfrachtungen. Hönig - Berwang - Außerfern (Foto: 21.01.2021) |
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Spontanes Schneebrett Senderstal vom 21.01.2021 - Nördliche Stubaier Alpen. (Foto: 21.01.2021) |
Es bleibt spannend und für den Wintersportler mitunter gefährlich!
Ein Blick auf die Wetterstationen zeigt u.a. den bereits bisher recht turbulenten Wetterverlauf. Die ZAMG-Prognosen zeigen zudem, dass es turbulent weiter geht. Die Lawinengefahr wird unverändert zumindest mit einem gespannten 3-er zu beurteilen sein, die Tendenz geht wieder Richtung großer Lawinengefahr.
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Wetterstation Seegrube. Dort hat es während der vergangenen Woche u.a. auch am meisten geschneit. Kurz: Wechselhaft, sowohl was den Wind, als auch die Temperatur angeht. Aktuell stürmisch und recht warm. |
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Neuschneeprognosen für die kommenden Tage: Mit einer Südströmung kommt im Süden wieder einiges an Schnee zusammen. |
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Spannende Windprognose: Im Osten noch starke Südströmung, von Nordwesten drängt eine neue Störungsfront Richtung Osten |
Kurz zusammengefasst: Wenn Lawinen das Problem sind, ist das Gelände meist die Lösung
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Während heikler Lawinensituationen bieten sich Touren in mäßig steilem Gelände (unter Berücksichtigung des Einzugsgebietes, aus dem keine Gefahr von fernausgelösten bzw. spontanen Lawinen herrühren darf) an. Da hat man weniger Kopfweh und dennoch genussvolle Erlebnisse.
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Noch etwas ganz am Schluss: Durch den Wärmeeinfluss während der vergangenen Tage hat die Störanfälligkeit der Schneedecke zumindest in tiefen und mittleren Lagen abgenommen. Die Verhältnisse sind dort tendenziell besser. Spätestens ab dem Waldgrenzbereich aufwärts wird es dann zunehmend kritisch!