Donnerstag, 24. Januar 2013

Der entscheidende Unterschied zwischen Schichtgrenze und Schwachschicht innerhalb der Schneedecke

Am 20.01. gingen wir von einer „in windbeeinflussten Gebieten sehr heiklen Lawinensituation für den Wintersportler aus“ und „kratzten“ knapp an der Stufe 4, was sich auch bestätigte (sh. vorigen Blogeintrag). Bereits am 21.01. hat sich die Situation deutlich verbessert.
 
Sucht man nach den Hintergründen, so liegt die Erklärung darin, dass wir es am Wochenende mit einem so genannten „Schichtgrenzenproblem“ zu tun hatten: Sehr kalter, lockerer, frischer Schnee wurde von frischem, spröden Triebschnee überlagert. Aufgrund der rasch ansteigenden Temperaturen haben sich diese zwei Schichtpakete ebenso rasch wieder gut verbunden. In höheren Lagen dauert dieser Prozess naturgemäß etwas länger als in tieferen Lagen.
 
Man kann generell davon ausgehen, dass Probleme mit Schichtgrenzen normalerweise 1-3 Tage andauern. Wurde jedoch eine Schwachschicht (z.B. Oberflächenreif, Schwimmschnee oder kantige Kristalle) eingeschneit, so verbindet sich der darüber gelagerte Schnee oft nur sehr langsam mit diesen Schwachschichten. Das Problem dauert typischerweise über Wochen, mitunter auch den gesamten Winter über an.
 
Schichtgrenzenproblem (kalter lockerer Pulver wurde von frischem Triebschnee überdeckt) Foto vom 18.01.2013
 
Schichtgrenzenproblem in Oberflächennähe (kalter lockerer Pulver wurde von frischem Triebschnee überdeckt), in Bodennähe eine Schwachschicht aus Schwimmschnee unter einer Schmelzharschkruste, die im November entstanden ist (2400m Nord) in den Stubaier Alpen (Foto vom 18.01.2013)
 
Und hier noch ein Schneeprofil vom Sonntag, den 20.01. von Nauders, bei dem Schichtgrenze (entstanden durch den Sturm am 20.01.) und potentielle Schwachschicht (Gefahrenmuster kalt auf warm) überlagert sind. (Die Schwachschicht ist dort allerdings noch nicht ausgeprägt genug, um ein Problem darzustellen).