Donnerstag, 3. Januar 2019

Stürmische, schneereiche Tage - zum Teil große Lawinengefahr

Ende 2018 / Anfang 2019: Stürmisch und neuschneereich

Der Start ins neue Jahr verlief in ganz Tirol zumindest stürmisch (Windspitzen von bis zu 180 km/h in den Südlichen Ötztaler Alpen), vielerorts war auch einiges an Neuschnee dabei. Für die kommenden Tage sind seitens der ZAMG-Wetterdienststelle weitere, zum Teil sehr intensive Neuschneefälle vorhergesagt: Schwerpunkt östlich des Wipptals und nördliches Osttirol.

Bezeichnend für die vergangene Woche: Wetterstation Hahnenkamm-Ehrenbachhöhe in den Kitzbüheler Alpen. Ab 30.12. Wetterverschlechterung mit Niederschlag und viel Wind

Das südliche Osttirol ging wieder so gut wie leer aus.

Schneefahnen zeugten von umfangreichen Schneeverfrachtungen im ganzen Land, wie hier in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto: 01.01.2019)

Matreier Tauernhaus in der Venedigergruppe während starken Schneefalls und stürmischem Wind. Interessant ist derzeit auch der starke Gradient bezüglich der Schneehöhe Richtung Süden. Während es hier am Südportal des Felbertauerns  vom 01.01. auf den 02.01. ca. 40cm schneite, waren es in Matrei in Osttirol gerade mal 5cm. (Foto: 02.01.2019)

Extrem interessant und so wohl nur sehr selten zu beobachten: Die in Kals auf freier Fläche (auch hinter der Kirche) zu sehenden Schneeknollen müssen durch den stürmischen Wind entstanden sein. (Foto: 31.12.2018)

Schneedeckenentwicklung

Wichtig vor intensiven Niederschlagsereignissen ist immer ein möglichst gutes Bild über den Schneedeckenaufbau: Derzeit scheinen sich Problembereich innerhalb der Schneedecke vermehrt auf  oberflächennahe Schichten zu konzentrieren. Eine nicht unwesentliche Rolle kann eingelagerter Graupel spielen.

Gestern am 02.01. hat sich während der Schneefälle zum Teil eine mehrere Zentimeter dicke Graupelschicht abgelagert, die als mögliche Schwachschicht für die folgenden Schneefälle in Frage kommt. Graupel wurde in ganz Tirol beobachtet. Kaiserbachtal (Foto: 02.01.2019)

Weiters kommt überwehter Pulverschnee als (kurzfristige) Schwachschicht für darüber gelagerte Triebschneepakete in Frage. Dies ist während intensiver Neuschneefälle bei eher kalten Temperaturen regelmäßig zu beobachten.

Oberflächennahes Schneebrett auf einer abgleitenden Schneedecke, erkennbar an den Gleitschneemäulern). Außerfern (Foto: 29.12.2018)

Das in den vergangenen Blogeinträgen immer wieder erwähnte Altschneeproblem in mittleren Schichten der Schneedecke scheint sich inzwischen auf relativ schmale Höhen- und Expositionsbänder reduziert zu haben. Am meisten betroffen sind weiterhin die inneralpinen Regionen (sowie das zentrale Osttirol), wo wir von möglichen Problembereiche im Südsektor zwischen etwa 2400m und 2600m und im Nordsektor zwischen etwa 2200m und 2600m (gebietsweise noch bis 2800m) ausgehen. Die betroffenen Flächen sind eher selten über größere Bereiche zusammenhängend.

Ein Skitourengeher befand sich im Aufstieg, als sich die Lawine löste. Die Person blieb unverletzt. Gaishörndl, Villgratental. Kleinräumiges Altschneeproblem (Foto: 01.01.2019)

Die Störanfälligkeit der Schneedecke hat in diesen Bereichen aufgrund der vergangenen Temperaturentwicklung mit wärmeren Phasen abgenommen. Nichtsdestotrotz müssen wir zumindest in den besonders niederschlagsreichen Gebieten im Osten des Landes mit dem möglichen Durchbrechen bis in diese Schichten rechnen. Bodennahe Schwachschichten, welche sich im Herbst im Nordsektor auf Gletschern ausgebildet haben, sollten nur in ganz besonderen Ausnahmefällen (Zusatzbelastung einer oberhalb abgehenden Lawine) in den außergewöhnlich niederschlagsreichen Regionen zu stören sein.

Typisch für die vergangenen Tage: Ein auf und ab der Temperatur. Besonders markant war dies im Norden des Landes, wo es kurzfristig und sehr lokal sogar bis etwa 2200m nieselte.

Die Schneeoberfläche wurde während der vergangenen Woche mehrmals oberflächig angefeuchtet: Lockerschneelawinen vom 27.12.2018 im Nahbereich der Pleisenspitze im Karwendel . In Summe hatte dies einen positiven Einfluss auf die Schneedeckenstabilität. (Foto: 28.12.2018)

Ausblick

Die ZAMG-Wetterdienststelle hat für 04.01. vormittags bis 07.01.2019 früh eine Starkschneemeldung ausgegeben, weil gebietsweise über 100cm Neuschnee zu erwarten ist.

Am meisten betroffen von den Neuschneefällen ist der  Osten des Landes.

Die Lawinengefahr steigt in den betroffenen Regionen auf groß an. Wir erwarten vermehrte spontane Lawinenaktivität, besonders aus windabgewandten, sehr steilen kammnahen Bereichen bzw. unterhalb von Felszonen. Die Lawinen können durchwegs großes (Größe 3 von 5), z.T. auch sehr großes Ausmaß (Größe 4 von 5) annehmen.

Detailprognose für die Venedigergruppe: Ständiger Schneefall und weiterhin starker Wind.

Bereits gestern am 02.01. abends sowie heute am 03.01. vormittags lösten sich einige größere Lawinen von selbst. Betroffen waren vermehrt die Regionen entlang des östlichen Teils des Alpenhauptkammes.

Spontaner Lawinenabgang im Zillergrund. Weitere Lawinen sind während der kommenden Tage in diesen, besonders neuschneereichen Regionen zu erwarten. (Foto: 03.01.2019)

Fest steht, dass es während der kommenden Tage zu massiveren Verkehrsbehinderungen kommen wird.

Zudem ein Appell an alle Wintersportler: Wer in den neuschneereichen Regionen im freien Skiraum unterwegs sein will, sollte über sehr gutes lawinenkundliches Wissen verfügen und sehr defensiv unterwegs sein. Unerfahrenen Personen raten wir während der kommenden Tage auf den gesicherten Pisten zu bleiben.

Gebietsweise wird noch viel mehr Schnee dazukommen... Lampsenspitze, Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 03.01.2019)