Während der vergangenen Tage gingen bei uns zahlreiche Meldungen über Lawinenabgänge in Tirol ein. Einerseits handelte es sich dabei um spontane Lawinenabgänge in den neuschneereichen Regionen, andererseits aber um Lawinen, die von Wintersportlern ausgelöst wurden. Bisher kamen dabei keine Personen zu Schaden.
Inzwischen ist die Phase mit spontanen Schneebrettabgängen praktisch vorbei. Umso wichtiger erscheint es deshalb auf die z.T. immer noch gefährliche Situation für den Wintersportler hinzuweisen. Dies besonders im zentralen und südlichen Teil Osttirols, wo wir ein ausgeprägtes Altschneeproblem haben.
Lawinengefahrenkarte des Lawinenreports für den 05.02.2019: Große Gefahr "Skifahrer-groß" ganz im Süden |
Aufgrund dieses Altschneeproblems können Schneebrettlawinen recht flächig anbrechen und gefährlich groß für den Wintersportler werden. Im Bereich des Bösen Weibeles in Osttirols hatten Wintersportler enormes Glück. Sie wurden gerade nicht mitgerissen. Glück bzw. perfekte Kameradenrettung führten u.a. in Hochfügen in den Tuxer Alpen zu einem guten Ausgang bei einer Totalverschüttung.
Lawinenauslösung Hohe Mut Süd im hinteren Ötztal (Foto: 02.02.2019) |
Schneebrettlawinen bei der Vennspitze in den Zillertaler Alpen. Nord, ca. 35 Grad. ca. 2300m, Keine Verschütteten. (Foto: 04.02.2019) |
Weitere Lawinenauslösungen in Nordtirol betrafen heute am 04.02.2019 oberflächennahen Triebschnee. Die Lawinen waren meist klein bis mittelgroß. Häufig lösten sich Lawinen im Südsektor in einem Höhenbereich zwischen etwa 2100m und 2600m. Dies hat vermutlich mit der im vorigen Blogeintrag erwähnten oberflächennahen Schwachschicht (kantig unter Schmelzkruste) zu tun.
Während der vergangenen Tage gingen zudem vermehrt Meldungen über Rissbildungen und Setzungsgeräusche bei uns ein (mit abnehmender Tendenz in Nordtirol).
Rissbildungen bei Salfeins in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto: 02.02.2019) |
Etwas heimtückisch ist derzeit v.a. die häufig lockere Schneeauflage, weil es gegen Ende des Schneefalls gebietsweise windstill war. Dadurch können die kürzlich gebildeten Triebschneepakete mitunter nicht so leicht oder gar nicht mehr erkannt werden.
Für ein noch besseres Verständnis der kritischen Situation in weiten Teilen Osttirols hier noch ein...
Kurzer Rückblick
Die Prognosen der ZAMG-Wetterdienststelle haben wieder einmal perfekt gepasst. Das südliche Osttirol bekam am meisten Niederschlag ab. Spitzenreiter bei den Stationen war die Porzehütte auf 1935m mit ca. 150mm Niederschlag.
Viel Schnee im südlichen Osttirol |
Das südliche Osttirol im Winterkleid: Blick auf Lienz (Foto: 03.02.2019) |
Neben viel Neuschnee entscheidend: Auf und Ab bei den Temperaturen, zudem starker bis stürmischer Wind aus wechselnden Himmelsrichtungen. |
Spontane Lawinen lösten sich relativ rasch nach Niederschlagsbeginn. Dies hatte primär mit dem schlechten Schneedeckenaufbau zu tun. Förderlich waren diesbezüglich auch der starke Wind sowie die während des Schneefalls ansteigenden Temperaturen.
Zum Teil großflächige Lawinenabgänge im südlichen Osttirol (Foto: 02.02.2019) |
Zum Teil großflächige Lawinenabgänge im südlichen Osttirol (Foto: 04.02.2019) |
Ähnliches Bild: Schleinitz im Nahbereich des Lienzer Beckens (Foto: 04.02.2019) |
Mit der Winddrehung auf Nord beobachtete man einen weiteren Höhenpunkt der Lawinenaktivität und zwar ab den Nachmittagsstunden bis in die Nachtstunden des 03.02.2019.
Was uns von der spontanen Lawinenaktivität vorerst bleibt sind die Gleitschneelawinen auf Wiesenhängen, die unberechenbar sind und wohl auch während der kommenden Tage, bei entsprechendem Temperaturanstieg, immer wieder zu beobachten sein werden. Dies in Nord- und Osttirol.
Viel Erfahrung und Zurückhaltung im freien Gelände, insbesondere in Osttirol
Für Skitouren und Variantenfahrten benötigt man derzeit insbesondere in Osttirol sehr viel Erfahrung in der Lawinenbeurteilung. Wir mahnen zu großer Zurückhaltung! Vorsicht auch wegen möglicher Fernauslösungen aus flacheren Geländeteilen!
In Nordtirol sollte man das Hauptaugenmerk v.a. auf die kürzlich entstandenen Triebschneepakete richten. Gefahrenstellen findet man vermehrt im kammnahen Gelände aller Expositionen, aber auch in sehr steilen bis extrem steilen Hängen im Südsektor zwischen etwa 2100m-2600m.