Sonntag, 14. Januar 2018

Überwiegend günstige Tourenverhältnisse


Diese findet man v.a. noch im sehr steilen schattigen Gelände oberhalb etwa 2200m. An Übergängen von wenig zu viel Schnee können dort insbesondere durch große Belastung vereinzelt noch Schneebrettlawinen im Altschnee ausgelöst werden. In Zentralosttirol sowie im Südlichen Osttirol erscheinen Lawinenauslösungen dabei eher möglich, als im übrigen Tirol.

Schneearme Stellen sind bevorzugte Bereiche, wo Lawinen u.U. noch ausgelöst werden können. Hier auf 2220m Nord in den Nördlichen Stubaier Alpen findet man bodennahen Schwimmschnee (Foto: 12.01.2018)

Im besonnten Gelände sprechen Schneedeckenuntersuchungen auch in Osttirol für eine inzwischen recht geringe Auslösewahrscheinlichkeit. Derzeit erscheint eine Störung von kantigen Kristallen angrenzend an Schmelzkrusten in schneeärmeren, flacheren Bereichen mitunter sogar wahrscheinlicher, als im sehr steilen Gelände. Schmelzkrusten sind dort dünner als im sehr steilen Gelände, die Brückenbildung dadurch weniger ausgeprägt. Allerdings kam während der vergangenen Niederschläge nochmals einiges an Neuschnee und somit Schneeüberdeckung zu, sodass das Gewicht von Wintersportlern nur mehr selten zu Störungen führen sollte. Weiters konnte beobachtet werden, dass sich Brüche, selbst wenn diese (im flacheren Gelände) initiiert werden konnten, in Folge im steileren besonnten Gelände inzwischen nicht mehr so leicht fortpflanzen sollten.

Derzeit weht auch wenig Wind. Frischer Triebschnee sollte deshalb ebenso nur sehr kleinräumig in großen Höhen, vermehrt in Kammnähe ein Thema sein. Wer sich auskennt, hat damit kein Problem, da leicht zu erkennen und entsprechend auszuweichen. Vorsicht: Frischer Triebschnee kann sehr störanfällig sein, da sich während der vergangenen Tage vermehrt Oberflächenreif gebildet hat (auch Nigg-Effekt in schattigen Kammlagen wurde beobachtet).


Der gerade angesprochene Oberflächenreif ist wichtig für die weitere Entwicklung der Lawinengefahr. Deshalb sind wir wieder sehr dankbar für Rückmeldungen über Beobachtungen zur Verbreitung von Oberflächenreif sowie der Existenz einer lockeren, pulvrigen Schneeoberfläche. (Örtlichkeit, Seehöhenbereich, Exposition). Interessant erscheint auch die beginnende aufbauende Umwandlung im Bereich von oberflächennahen Schmelzkrusten. Unsere Schneedeckenuntersuchungen zeigen derzeit überwiegend noch eine zu geringe Ausprägung. Häufig kommt es bei Stabilitätstests zu Teilbrüchen. Eines der Kriterien für eine Schneebrettauslösung, die Bruchausbreitung ist also unserem derzeitigen Informationsstand zufolge noch nicht gegeben. Wer auch dazu Beobachtungen macht: Infos bitte an lawine@tirol.gv.at. Besten Dank im Voraus!

Oberflächenreif im Vordergrund, toller Pulver im Hintergrund. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 13.01.2018)

Mögliche Schwachschichtbildung aufgrund des Gefahrenmusters 4 (gm.4) kalt auf warm / warm auf kalt im Bereich von kürzlich gebildeten Schmelzkrusten; Hier handelt es sich um eine sehr dünne oberflächennahe Kruste auf 2220m. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 12.01.2018)

Teilbrüche bei kantigen Kristallen, die aufgrund von gm.4 entstanden sind. 2500m, Süd, Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 12.01.2018)