Die Warmfront, die vom 30.12. auf den 31.12.2017 über Tirol zog, machte ihrem Namen alle Ehre.
Bei Einzug der Warmfront schneite es noch verbreitet. Tuxer Alpen (Foto: 30.12.2017)
Das Wettergeschehen während der vergangenen Tage: Niederschlag, steigende Temperaturen (die inzwischen wieder fallen) samt starkem Wind. Pitztaler Gletscher
Anfänglicher Schneefall ging verbreitet unterhalb etwa 2000m, gebietsweise unterhalb etwa 2300m in Regen über. Zudem legte der Wind zu. Das Ergebnis waren unregelmäßig über Tirol verteilte spontane Lawinenabgänge unterschiedlicher Größe. Meist handelte es sich um frischen Triebschnee, zum Teil brach die Schneedecke auch in tieferen Schwachschichten. Letzteres beobachtete man v.a. in besonnten Hängen im hochalpinen Gelände, meist in einem Höhenband zwischen etwa 2800m und 3200m. Aus dem Kaunertal wurde uns auch über gute Sprengerfolge in diesem Bereich berichtet. (Die Schwachschicht dürfte dort mit hoher Wahrscheinlichkeit aus kantigen Kristallen bestehen, die an dünnen Schmelzkrusten angrenzen.)
Spontane Schneebrettlawine im Bereich der Bamberger Hütte in den Kitzbüheler Alpen. Triebschneeproblem (Foto: 30.12.2017)
Spontane Schneebrettlawine unterhalb des Schalfkogels in den Südlichen Ötztaler Alpen. Altschnee- bzw. kombiniertes Trieb- und Altschneeproblem. (Foto: 31.12.2017)
Die Warmfront wirkte sich aber auch auf die Schneequalität aus, die stark gelitten hat. Unterhalb etwa 2300m trifft man häufig auf eine meist brüchige Regenkruste (Bruchharsch). In größeren Höhen hingegen war Wind das prägende Element. Neben einer unregelmäßigen Schneeverteilung findet man dort eine dementsprechend vom Wind bearbeitete Schneeoberfläche. Lockerer Pulverschnee ist hingegen eher rar, jedoch auch noch zu finden.
Dünne Regenkruste in den Tuxer Alpen. Nur etwas für gute Skifahrer… (Foto: 31.12.2017)
Der Regeneinfluss ist gut zu erkennen. Für die weitere Schneedeckenentwicklung gilt es, mögliche Umwandlungsprozesse im Bereich dieser Kruste im Auge zu behalten. Tuxer Alpen (Foto: 31.12.2017)
Unregelmäßige Schneeverteilung durch Windeinfluss. Hier am Beispiel des Südlichen Osttirol bereits einen Tag vor Aufzug der Warmfront (Foto: 29.12.2017)
Wiederum gingen Meldungen über Lawinenereignisse mit Personenbeteiligung bei uns ein. Am Reuttener Hahnenkamm wurden Variantenfahrer gestern am 31.12. von einer Gleitschneelawine überrascht. Sie waren zum Teil teilverschüttet und blieben unverletzt. Unterhalb des Gasser Horns in Zentralosttirol konnte ebenso am 31.12. eine Person aus einer Schneebrettlawine ausfahren. Es handelte sich um besonntes Gelände um 2500m. Die Bruchausbreitung deutet auf das bekannte Altschneeproblem hin, das in Zentralosttirol und im Südlichen Osttirol vergleichsweise am stärksten ausgeprägt ist. Am 30.12. gab es einen ähnlichen Vorfall in der Schobergruppe im besonnten Gelände auf etwa 2300m: Altschneeproblem. Person konnte aus Lawine ausfahren.
Lawinenabgang Gasser Horn in Zentralosttirol. Einfahrts- und Ausfahrtsspur sind ersichtlich (Foto: 31.12.2017)
Gleitschneelawine am Reuttener Hahnenkamm erfasste Variantenfahrer (Foto: 31.12.2017)
Im neuen Jahr geht es turbulent weiter. Heute am Neujahrstag schneit es in einigen Landesteilen unergiebig. In der Höhe führt Westwind zu Verfrachtungen. Im Laufe der Woche werden sich Schneefall und Wind weiter intensivieren. Die Lawinengefahr wird angsteigen.