Laut Meteorologen haben wir es derzeit mit einer für diese Jahreszeit sehr untypischen Wetterlage zu tun. Zitat unseres Beobachters und Meteorologen Alexander Radlherr: „Von Süden kommen immer wieder starke konvektive Zellen mit intensivem Niederschlag daher, verstärkt durch die orographische Hebung. Äußerst untypisch im Winter, sowas kommt eigentlich (fast) ausschließlich im Sommer vor. Kann mich die letzten Jahre im Winter nicht an sowas erinnern … so intensive Niederschläge in so kurzer Zeit. Ende April letztes Jahr gabs mal eine ähnliche Lage, aber eben Ende April und nicht im Jänner."
Gewitterwolken im Hochwinter. Unterland (Foto: 09.01.2018)
Niederschlagssumme der vergangenen 24 Stunden (teilweise mit Intensitäten von 15mm/h) © Hydro Online
Schwerpunkt der Niederschläge im Süden, hier am Beispiel der Wetterstation Connyalm in der Region Südliches Osttirol.
Verbreitet weht kräftiger Wind, der in der Höhe zu umfangreichen Verfrachtungen führt.
Schneeverfrachtung durch Föhneinfluss bei der Franz-Senn-Hütte in der Region Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 09.01.2018)
Schneefahnen über der Nockspitze südlich von Innsbruck. Aufnahme nach Abzug der Niederschlagszellen (Foto: 09.01.2018)
Die Lawinengefahr ist angestiegen und gebietsweise groß.
Speziell in Osttirol rechnen wir aufgrund des uns bekannten Schneedeckenaufbaus mit einem vermehrten Durchbrechen in tiefere Schichten. Vorbeugend wurden deshalb bereits einige Straßen gesperrt. Betroffen ist u.a. auch die Felbertauernstraße.
Schneedeckenfundament, welches der Zusatzbelastung des überlagernden Neuschnees im sehr steilen Gelände in höheren Lagen nicht standhalten wird. Bodennahen Schwimmschnee findet man v.a. in Schattenhängen. Südliches Osttirol (Foto: 08.01.2018)
Im besonnten Gelände findet man im Bereich von Krusten zum Teil lockere Schichten, die ebenfalls durch die auf die Schneedecke einwirkende Zusatzbelastung brechen kann. Dies betrifft v.a. Höhenbereiche über 2200m. Südliches Osttirol (Foto: 08.01.2018)
Die Regengrenze war heute sehr unterschiedlich und lag unseren Informationen zufolge zwischen etwa 1000m und 2000m. Regen führt zu einer Schwächung der Schneedecke. Neben nassen Lockerschneelawinen ist auch mit einem vermehrten Abgleiten von Schnee auf steilen Wiesenhängen zu rechnen.
Bereits gestern führte (Niesel-)Regen zu einer Durchfeuchtung der Schneedecke bis etwa 2000m. Südliches Osttirol (Foto: 08.01.2018)
Weitere Entwicklung:
Laut ZAMG-Wetterdienststelle schwächen sich sowohl der Föhn im Norden als auch der Niederschlag im Süden ab dem Abend weiter ab. Die Abgangsbereitschaft spontaner Lawinen wird deutlich zurückgehen (Vorsicht: Gleitschneelawinen bleiben ein Thema!). Entsprechend geht die Lawinengefahr dann auch zurück.
Dennoch: Für den Wintersportler herrschen vielerorts durchwegs ungünstige Verhältnisse: Massive Verfrachtungen in der Höhe haben zahlreiche störanfällige Triebschneepakete gebildet, die mit zunehmender Seehöhe immer leichter auszulösen sind. Speziell in Zentralosttirol und im Südlichen Osttirol können von Wintersportlern ausgelöste Lawinen auch größer werden. In tiefen und mittleren Lagen muss auf die Schwächung der Schneedecke durch Nässeeintrag geachtet werden.
Kurz: Unerfahrene Personen sollten vorerst (wieder einmal) besser auf den gesicherten Pisten bleiben. Erfahrene Personen raten wir zu Zurückhaltung.